“In- and Out, In- and Out, In- and Out…”
Manchmal werde ich nachts wach, dann schießt mir dieser Gedanke in den Kopf: Es ist morgens, ich muss aufstehen, loslegen, etwas tun, um meine Ziele zu verfolgen. In- and Out, In- and Out. Manchmal sitze ich in meiner Wohnung und sehe überall nur Arbeit. Ich könnte noch kochen, am besten lade ich das Ergebnis dann direkt auf Instagram hoch. Ich könnte losziehen und neu Refill-Stationen suchen, ich könnte mir überlegen, wie wir die Leihbrary an den Start bringen. In- and Out, In- and Out. Diese Gedanken können überwältigend sein. Und ich weiß, dass jede:r diese Gedanken in der ein oder andern Form hat. Doch sie sind nicht immer überwältigend. Sie machen mich handlungsunfähig, wenn ich mich hineinsteigere. Wenn ich aber irgendwo entspannt im Urlaub liege, schaffen es allerdings keine zehn Pferde mich zum arbeiten zu bewegen. Woran liegt das? Es liegt an In- and Out. Mein Atem, darauf können ich mich verlassen, ist zuverlässig wie ein schweizer Uhrwerk, von dem Moment, in dem ich geboren wurde, bis zu dem Moment in dem ich sterben werde. Ich kann ihn spüren, wenn ich mich auf ihn konzentriere. Er kann mein Anker sein. Ob ich überwältigt werde oder nicht, hängt davon ab, ob ich In- and Out wahrnehme oder nicht. Mein Atem ist die Konstante in allem Chaos. Egal was sich gerade für ein Gedankensturm in meinem Kopf aufbaut, wenn ich es schaffe, mich auf In- and Out zu konzentrieren und es mir in meinem Kopf zuzuflüstere, erinnert mich das an etwas: Die Vergangenheit und die Zukunft sind nur in meinem Kopf. Die Gegenwart, in der ich atme, spielt sich aber direkt vor meinen Augen ab. Und ich hatte noch nie die Situation, dass ich im jetzigen Moment keine Handlungsspielraum hatte. Selbst wenn es nur der ist, dass ich mich entscheiden kann, ruhig abzuwarten. Dieses Gefühl der Selbstwirksamkeit ist so mächtig. Es gibt mit immer wieder die Kraft, weiterzumachen, an meine Träume zu glauben.
Jeder Traum ist eine lange Reise. Wie langweilig wäre eine Reise, in dem der:die Held:in einfach vom idyllischen Anfang bis zum Happy End springt, ohne die ganzen Herausforderungen? Stellt euch Der Herr der Ringe vor, Frodo läuft durch Hobbingen, freut sich nen Ast über das Fest von Bilbo und in der nächsten Szene fliegt er auf nem Adler nach Hause. Das wäre doch Scheiße, niemand würde das lesen oder anschauen. Es ist schon okay, dass das Leben anstrengend ist, man darf nur die eigene Handlungsfähigkeit nicht verlieren. Wenn ich dann nachts aufwache, oder mein Kopf sich dreht wie ein Karussell und ich nur Arbeit sehe, denke ich mir, “In- and Out, In- and Out, In- and Out…”
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